Geschichte » Mittelalter

Glaube-Aberglaube


Die Kirche spielte im Mittelalter eine bedeutende Rolle im Alltagsleben des Bürges. Sie besass in vielen Städten noch eine niedere Gerichtsbarkeit. Es genügte, dass jemand mehrere Male den vorgeschriebenen Kirchgang versäumte, um an den Pranger gestellt zu werden. Den Sündern verhiess die Kirche höllische Qualen im Fegefeuer, den Gottesfürchtigen ewige Glückseligkeit im Paradies. An den schönsten Plätzen der mittelalterlichen Stadt errichtete die Bürgerschaft zur Ehre Gottes himmelstrebende Münster. Der Bau beanspruchte Jahrzehnte, oft sogar Jahrhunderte und es standen nur einfachste technische Mittel zur Verfügung. Von den Fassaden grinsten hässliche Dämonen- und Tierfratzen als das Böse in der Weit, während im Innern der Gotteshäuser die Gläubigen Schutz und Erbauung bei den Christus- und Heiligenbildern, den "Lesebüchern" des Mittelalters, fanden. In den Klosteranlagen der Stadt widmeten fromme Nonnen und Mönche ihr Leben Gott und dienten als Besitzlose den Kranken, Armen, Obdachlosen und Ausgestossenen.

Glaube und Aberglaube gingen oft Hand in Hand. Mit dem Aberglauben suchte man Unerklärliches zu deuten, Unglück, Missgeschick und Krankheit aufzuhalten oder sich davor zu schützen. Aus vorchristlicher Zeit hat sich bis heute der Aberglaube erhalten, so zum Beispiel in Sagen von Wichtelmännern und Feen, in Gespenster- und Geistergeschichten, in Berichten von Zauberern, Hexen und Quacksalbern oder in Zeichen für Glück und Unheil.
Das Stichwort "Hexe" erinnert uns an Märchen oder vielleicht an Abbildungen von teuflischen Weibern, die auf einem Besenstiel durch die Luft zum Hexensabbat reiten. Unser Schmunzeln vergeht aber auch, wenn wir aus zuverlässigen Quellen erfahren, dass noch vor wenigen hundert Jahren in ganz Europa Zehntausende von Frauen mit dem Segen der Kirche und der Obrigkeit in öffentlicher Schaustellung als Hexen grauenhaft gefoltert und hingerichtet wurden. In der Schweiz waren im Jahre 1487 während der Inquisition gegen 9'000 Frauen in Hexenprozessen angeklagt. 5417 alte Hutzelweiblein und junge Mädchen wurden hingerichtet. Im Jahre 1782 wurde bei uns die letzte Hexe, die vermeintliche Kindsmörderin Anna Göldi, in Glarus vom Scharfrichter geköpft.
Hexenrezepte
  • Gegen Zahnweh trägt man eine Bohne am Halse, in deren Mitte man ein Löchlein gebohrt und eine Kopflaus hineingesteckt hat.

  • Um einen bellenden Hundsofort zum Schweigen zu bringen, halte man ihm das Herz eines schwarzen Hundes, in dasdas man einen Hundezahn gesteckt hat, mit der linken Hand vor.

  • Ist einem das Hauptaar ausgefallen, so brenne man einen Maulwurf in einem reinen Tigel zu Pulver, bestreiche den Haarboden mit Honig und streue .dann das Pulver drauf.

  • Schlechte Schützen brauchen in ihr Jagdgewehr nur den Kopf einer Blindschleiche hineinzuladen und hinauszuschiessen, so treffen sie jegliches Wild.

  • Glatzen bestreiche man mit Hechtschmalz und es werden alsbald Haare hervorspriessen.

  • Wer das Herz, von einer ganz schwarzen Katze, das. in Milch von einer ganz schwarzen Kuh gesotten wurde, bei sich trägt, kann sich unsichtbar machen und ist kugelfest.

  • Um das verlorene Gehör wieder herzustellen, lässt man vier verschiedene Gallen, nämlich die eines Hasen, eines Raben, einer Forelle und eines Aals, nachdem man etwas Branntwein zugesetzt hat, in einem neu glasierten Hasen ungefähr eine Minute lang am Feuer kochen. Darauf lässt man das Gemisch wieder erkalten und träufelt zwei bis drei Tropfen in das taube Ohr.

Der aus frischem Pferdemist ausgepresste Saft ist gut gegen allerhand Krankheit, besonders die Gelbsucht.

  • Wer des Nachts ins Bett "brunzt", brenne eine Geissblatter zu Pulver und nehme es vor dem Schlafengehen ein.

  • Bestreicht man einem Schlafenden die Schläfen mit Saumilch, so wacht er drei Tage nicht mehr auf.

  • Als Mittel gegen den Schlaf trage das Herz einer Fledermaus bei dir.

  • Ein Lot Hundekot zu Pulver gestossen und in einem Löffel eingenommen heilt Halsgeschwüre.

  • Wenn man ein mit Wiedehopfsblut getränktes Tüchlein auf den Puls bindet, verursacht es nachts angenehme Träume.

  • Trägt man die Augen eines Wiedehopfs bei sich, so kann man von keinem Menschen betrogen werden.

  • Gesottenes Adlerhirn ist gut gegen Harnbeschwerden.

  • Trägt man das Herz und den rechten Fuss eines Käuzchens ("Habergeiss") unter der Achsel bei sich, so kann man von keinem Hund gebissen werden.